Überprüfung der Nitratmessstellen stößt auf fachliche Kritik / Landvolk setzt auf Fachgutachten
„Es ist zurzeit so: Wenn einer auf einer Straße zu schnell gefahren ist, bekommen alle Autofahrer, die dort langgekommen sind, einen Strafzettel.“ Mit diesem Vergleich beschreibt Landvolk-Vorsitzender Theo Runge die Kritik der Landwirte an den Düngevorgaben des Landes Niedersachsen. Im Fokus steht dabei die Forderung, dass die Ausweisung der sogenannten Roten Gebiete im Rahmen der Düngeverordnung für die Praktiker endlich nachvollziehbar wird. Diese müsse laut Runge dem Verursacherprinzip folgen, was derzeit nicht zu erkennen sei. Aufgrund der mangelnden Transparenz wurde durch alle Landvolk-Kreisverbände ein Gutachten beim unabhängigen Fachbüro Hydor in Auftrag gegeben, um zu klären, inwieweit die Gebietsausweisung gerechtfertigt ist. „Die Düngevorgaben in den Roten Gebieten bringen höhere Kosten und geringere Erträge mit sich. Daher darf die Basis dafür nicht zweifelhaft sein“, ergänzt Dr. Jochen Thiering, Geschäftsführer des Landvolkes Diepholz.
Grundlage für die Roten Gebiete sind auch bei der derzeit diskutierten Novelle der Landesdüngeverordnung die Messbrunnen. Das Land hat nach einem Bericht des Landesumweltministeriums im letzten Jahr von den insgesamt 1.080 Messstellen im ersten Schritt 217 überprüft und dabei 94,5% eine Funktionstüchtigkeit bescheinigt. „Das ist nicht nur in der Zahl zu wenig, sondern auch in der Qualität“, moniert Landwirt Runge. „Aussagen zur Dokumentation der Wartung oder zur Frage, ob die Messstellen überhaupt repräsentativ sind, wurden gar nicht erst getätigt“, berichtet Thiering. Zudem sei auch die Kamerabefahrung – der Kernpunkt der Überprüfung – technisch nicht nach dem aktuellen Regelwerk durchgeführt worden. Risse könnten damit unentdeckt bleiben. Das Landvolk kritisiert daher die Überprüfung durch die Landesbehörde als unzureichend. Ein Fokus des Auftrags an das Fachbüro Hydor liegt daher auf den Messstellen. Im ersten Schritt müssen für das Gutachten umfangreiche Daten bei den Landesbehörden angefragt werden, um genau nachvollziehen zu können, warum überhaupt einzelne Flächen im roten Gebiet liegen. Aus Sicht des Landvolkes ist es unverständlich, dass es hier für die betroffenen Betriebe keine Transparenz gibt.
„Die Landwirte wollen und werden ihren Beitrag zum Grundwasserschutz leisten. Der Stickstoffüberschuss wird konsequent abgebaut. Daher sollten wir uns auf die Gebiete konzentrieren wo es noch Probleme gibt, das geht aber nur, wenn die Messungen zuverlässig sind. Davon sind wir noch weit entfernt“, bedauert der Landvolk-Vorsitzende. Aus Sicht der Landwirte muss auch bei einer Messstelle, die die Grenzwerte überschreitet, klar sein, ob landwirtschaftliche Düngung dafür verantwortlich ist bzw. einen Einfluss auf die Messwerte hat. ““, so Dr. Thiering.
Die Landvolk-Kreisverbände im Landkreis Diepholz stehen zu den örtlichen Messbrunnen im Austausch mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit Sitz in Sulingen. Dort sei der Wille, sich mit den fachlichen Kritikpunkten auseinanderzusetzen, zumindest in Ansätzen zu erkennen. „Unsere Zweifel an der Zuverlässigkeit der Messungen haben die Behörden aber bislang nicht ausräumen können“, stellt Theo Runge abschließend fest.